Petri Heil – Stickbild-Upcycling vom Feinsten


Manchmal begegnen Sie mir beim Aufräumen: 
Die alten Stickarbeiten von der Oma, der längst verstorbenen Tante, oft kitschig, angestaubt und zu nichts nütze, reine Nostalgie, selbst auf dem Flohmarkt nicht loszuwerden……. 
Wir Normalsterblichen können nichts damit anfangen und so landen sie oft leise beweint auf dem Müll, im besten Fall in der Erinnerungskiste……..

Manchmal gehen die Dinge aber auch andere Wege und bekommen ein neues Leben geschenkt.

Hinter dem (Künstler)Namen Frédérique Morrel verbirgt sich die Symbiose zweier Künstler, die sich in den 80er Jahren kennen lernten und irgendwann anfingen, alte Gobelins, Stickbilder jeglicher Art, Werke aus Wohnungsauflösungen (Sticken nach Zahlen) – wertvolle, antike, aber auch kitschige – zu sammeln (Anlass/Anfang/Auslöser dazu soll das Erbe der Großmutter gewesen sein, bei der sich eine Vielzahl von selbstgefertigten Stickarbeiten fand, an denen niemand ein Interesse hatte), um irgendwann (seit 2004) ‚bestickend‘ schöne Kunstwerke daraus zu machen – Recycling im allerbesten und nicht zuletzt allerkreativsten Sinne!

 

Einfach wunderschön: Die Tapisserie-Arbeiten von #Frédérique Morrel……sehenswert und witzig – Petri Heil!
https://www.facebook.com/frederiquemorrel/

 

 

 
Die in leuchtenden Farben ausgeführten Motive alter Gobelins und Stickbilder spiegeln die Ideale und Sehnsüchte ihrer Entstehungszeit. Es finden sich Visionen einer imaginären Vergangenheit, Variationen berühmter Kunstwerke, schöne Landschaften, Liebesszenen, Stillleben, Blumenarrangements, kitschige Motive. 
Zunächst entstanden daraus einfach nur Nutzobjekte wie Kissen und Hocker, wobei jeweils unterschiedliche Arbeiten collageartig kombiniert und zueinander in Beziehung gesetzt wurden. Seit 2008 werden aus den Stickerei-Collagen figürliche Objekte, hauptsächlich Tiere und Jagdtrophäen. Basis für die Tierkörper und Köpfe ist eine Schaumform, die durch den Glasfaserabdruck eines echten Tierpräparates entsteht, oft ergänzt durch weitere Abgusselemente wie Hufe, Geweih, Augenwimpern. Das alles wird aufwändig mit Kunstharz oder Latex weiter bearbeitet und zu guter Letzt mit ausgewählten Stücken von alten Gobelins und Stickereien bezogen – das Tier bekommt sozusagen ein neues ‚Fell‘, das den Betrachter staunen, lachen, auf die Reise gehen lässt……

Die Arbeiten zitieren die große französische Tradition der Gobelinherstellung, ihre lange Geschichte und ihre Variation zur beliebten Handarbeit. Der nostalgische Wert dieser Arbeiten, die emotionale Bindung an die Vergangenheit und die Wertschätzung der Mühe und Kosten, die mit diesen Arbeiten verbunden sind, bilden die Grundlage für ihre Neuverwertung.  Was im ‚wirklichen Leben‘ wenig geschätzt oder als Kitsch geschmäht wird, gewinnt durch die Verfremdung neue Faszination. Fréderique Morrel erschafft eine Welt der Unschuld, der Träume und der Ideale. Die Dinge bleiben erhalten…..

Die Arbeiten von Frédérique Morrel befinden sich u. a. den Sammlungen des Victoria & Albert Museums London, dem Museum of Art and Design in New York, de, Museum of Contemporary Design in Chicago, dem Musée des Arts Décortifs in Paris. 

(Quelle zur Vita: Ausstellungskatalog der Ausstellung ‚Verwandlungen – Metamorphosen‘ in der Galerie Handwerk München)

PS: Ob man Dachbodenfunde in Sachen ‚Gobelins und Stickbilder‘ stiften/spenden kann, weiß ich nicht – wäre aber der Nachfrage Wert……. Mir jedenfalls gefällt der Gedanke, dass sich das alte Stickbild von Oma Ida als Teil eines Kunstwerkes von Fréderique Morell im Museum wiederfinden würde…….

 

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